In Zeiten, in denen Europa erneut über seine Identität, die Rolle von Grenzen und die Zukunft der Gemeinschaft diskutiert, öffnet die Retrospektive Festung Europa einen Raum für filmische Beiträge, die über eine Vergangenheit nachdenken, die noch immer unsere Gegenwart bestimmt. Gezeigt werden Werke, die intime, wirtschaftliche und politische Verhältnisse untersuchen, die mit erzwungenen und freiwilligen Migrationen verbunden sind.
Dem Publikum wird eine Reihe sorgfältig ausgewählter Filme präsentiert, die aufzeigen, wie Europa, das eigentlich grenzenlos sein sollte, häufig als gut befestigtes Bollwerk erscheint, das manch einem den Eintritt durch den Haupteingang verwehrt.
Die Filmreihe ist Teil der Retrospektive Oriente Vzhod/Occidente Zahod – Border in Film and History im Rahmen des offiziellen Programms der Europäischen Kulturhauptstadt Nova Gorica – Gorizia 2025.
In Zusammenarbeit mit Österreichisches Filmmuseum, Kinoatelje und GO!2025.
TIR & Newsreel 670 – Red forests
17. Juni, 20:30
TIR
Dokumentarfilm/Spielfilm, 2013
Regie: Alberto Fasulo
Italien/Kroatien
Dauer: 85'
Italienisch, Kroatisch, Slowenisch mit engl. UT
In TIR vermischen sich Dokument und Fiktion: Der Lehrer Branko wird LKW-Fahrer, um mehr Geld zu verdienen, aber Straßenverhältnisse und unmenschliche Anforderungen der Arbeitgeber bedrohen seine Sicherheit. Es scheint, als würden ihn die endlosen Fahrten über Europas Autobahnen nie wieder nach Hause zu seiner Familie bringen, die sich von ihm zunehmend entfremdet.
Obzornik 670 – Rdeči gozdovi (Newsreel 670 – Red Forests)
Dokumentarfilm, 2022
Regie: Nika Autor
Slowenien
Dauer: 16'
OmeU
Newsreel 670 – Red Forests ist eine Reflexion über Stacheldrähte an den Grenzen der Europäischen Union, ein filmisches Gedicht über Wälder als politische Räume, aufgenommen mit einer beschädigten, aber unverwüstlichen 16mm-Kamera.
In Anwesenheit von Alberto Fasulo und Nika Autor; Einführung: Varja Močnik
La frontiera (The Border)
18. Juni 2025, 18:00
Spielfilm, 1996
Regie: Franco Giraldi
Italien
Dauer: 107'
OmeU
Die Geschichte zweier junger Männer aus Dalmatien: Im Winter 1916 beschließt Emidio (Raoul Bova), aus der österreichisch-ungarischen Armee zu desertieren, um an der Seite der Italiener zu kämpfen. Im Sommer 1941 kehrt Franco (Marco Leonardi) auf die Insel zurück, auf der er geboren wurde – und auf der Emidio aufgewachsen war. Sie gehörte einst zu Jugoslawien und ist von der italienischen Armee besetzt. Franco gerät in Konflikt mit Emidios Familie, deren Geschichte ihm von Simeone (Omero Antonutti) erzählt wird, der die Lage mit wenig Hoffnung betrachtet.
Trieste è bella di notte (Trieste Shines at Night)
19. Juni 2025, 18:00
Dokumentarfilm, 2023
Regie: Matteo Calore, Stefano Collizolli, Andrea Segre
Italien
Dauer: 75'
OmeU
Wenige Kilometer von Triest gelingt Migrant*innen der Balkanroute der Grenzübertritt von Slowenien nach Italien. Sie riskieren, von der Polizei aufgegriffen und nach Bosnien geschickt zu werden – ohne Möglichkeit sich zu identifizieren und einen Asylantrag zu stellen. Das italienische Innenministerium nennt das "informelle Rückübernahme". Der Film zeigt nicht-lineare Verflechtungen von Zeit und Raum, Erinnerung und Hoffnung, Erfahrung aus erster Hand; von Migrant*innen aufgenommene Videos, in die Kamera erzählte Geschichten vergangener Albträume und Zukunftsängste.
Po isti poti se ne vračaj (Don't Come Back by the Same Way)
20. Juni 2025, 18:00
Spielfilm, 1965
Regie: Jože Babič
Slowenien/Jugoslawien
Dauer: 75'
OmeU
Slowenische Bauunternehmen werben Arbeiter aus jugoslawischen Republiken an, insbesondere aus Bosnien und Herzegowina. Sie versprechen gute Bezahlung, aber die neue "Heimat" ist alles andere als einladend. Detailliert und kompromisslos schildert der Film die Lebensbedingungen der Arbeiter und die finanziellen und persönlichen Schwierigkeiten, mit denen sie in der fremden und ihnen gegenüber feindlichen Umgebung konfrontiert sind. In Jugoslawien wollten diesen Film nach seiner Fertigstellung weder Publikum noch Kritiker*innen sehen.
Trdnjava Evropa (Fortress Europe)
20. junij 2025, 20:30
Spielfilm, 2001
Režija: Želimir Žilnik
Slowenien
Dauer:: 75'
Ein erschütterndes Dokudrama, gedreht in Haftanstalten, Polizeistationen und an den Straßen der vom Schengener Abkommen geregelten Grenzen Europas: Geschichten und Zeugnisse von Geflüchteten auf der Suche nach Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigungen und die schicksalhafte Geschichte einer russischen Familie, die in Italien zusammentreffen will.