In Tina Dobrajcs einzigartiger Welt vereinsamen Menschen und Tiere in einer überwältigten Natur. Die Schönheit und Elegie ihres Werks erzeugen einen starken Sog. Das Gefühl des Verlustes, das man beim Betrachten ihrer Gemälde empfindet, definiert die Künstlerin als Solastalgie - das Erleben der Veränderung oder Zerstörung des eigenen Lebensraums.
Damit ist man mittendrin in der sozialen und politischen Realität, wie Dobrajc sie in ihrem Wohnort Škofja Loka erlebt, und die sie mit ihrer Kunst auf eine allgemeine Ebene hebt. Denn der Wald in ihren Gemälden mag jener vor ihrer Türe sein, aber die Art, wie er sich verändert, gleicht der tausend anderer Wälder. Erst letzten Sommer haben Überschwemmungen die Kleinstadt der Slowenin heimgesucht; die beschädigten Wälder und im Schlamm watenden Menschen findet man in ihren Gemälden wieder. Ohne erhobenen Zeigefinder weist uns die Künstlerin auf klimatische Veränderungen hin, die sie und wir alle erleben. In diese Natur, die keine gefällige Folie abgibt, setzt sie deplatzierte Menschen, ausgediente Trampoline oder aufgegebene, besprayte Holzhütten. Dobrajc faszinieren Motive, die aus einer anderen Zeit oder einem anderen Ort gekommen zu sein scheinen und auf ein urbanes Leben in der Natur hindeuten. Diese Spannung und ihr Umgang mit starken Farbkombinationen lädt ihr Werk und die subtile Art ihrer Erzählung auf.
„Etwas merkwürdiges spielt sich ab – und man weiß einfach nicht, was es ist“, sagt Dobrajc dazu. Und zitiert den Song von Radiohead, der über ihrem Werk stehen könnte: „Just ‘cause you feel it, doesn’t mean it’s there.“ Tina Dobrajc wurde 1984 in Kranj, Slowenien geboren. Sie schloss 2011 das Studium an der Akademie für Bildende Kunst und Design der Universität Ljubljana ab. 2024 erhielt sie den Anerkennungspreis des Strabag Art Award.
In Zusammenarbeit mit Galerie Hilger und Parallel Vienna.